Zwei Tote bei Rettungsübung

Tragisches Unglück im Emder Hafen: Zwei Seeleute sind am Mittwoch bei einer Routine-Übung mit einem Rettungsboot ertrunken. Ein dritter Seemann, der auch an Bord war, schwebte am Donnerstag noch in Lebensgefahr, wie die Wasserschutzpolizei Emden (Niedersachsen) mitteilte. Er sei nicht ansprechbar. Die beiden 46 und 48 Jahre alten ertrunkenen Männer stammen aus der Ukraine und aus Russland. Die Tragödie ereignete sich, als die Besatzung des Frachtschiffs «MS Forest» für den Notfall trainieren wollte, ob sie das über dem Deck hängende Rettungsboot ordnungsgemäß zu Wasser lassen konnte. Dabei löste sich nach den Ermittlungen die hintere der beiden Verankerungen. Das Boot hing zunächst schief, prallte dann auf das Deck, kippte über Bord sieben Meter tief ins Wasser und sank auf den Hafengrund. Die Seeberufsgenossenschaft hatte die «MS Forest» zuvor wegen zahlreicher Mängel stillgelegt.

Unterdessen ist der Elbe-Seitenkanal seit Mittwochabend wieder für den Verkehr freigegeben. Dort waren am Dienstagabend zwei Frachtschiffe zusammengestoßen. Die Unglücksursache ist weiter unklar. Den Ermittlungen zufolge war die mit einem Sand-Kies-Gemisch beladene «Schwaben» bei Osloß (Niedersachsen) in die Gegenfahrrinne geraten. Als Ursache für den Unfall komme menschliches Versagen oder ein technischer Fehler in Frage, sagte der Leiter des Wasser- und Schifffahrtamtes Uelzen, Martin Köther, am Donnerstag. Das schwer beschädigte Schiff konnte am Mittwochabend zur Liegestelle Osloß geschleppt werden. Der zweite Havarist, der mit Kohle beladene Frachter «Vera», wurde bei dem Zusammenstoß nur leicht beschädigt. Verletzt wurde niemand, auch Treibstoff trat nicht aus.

Bei dem Unglück in Emden waren am Mittwochmittag sieben Männer von dem Schiff aus in das geschlossene Rettungsboot gestiegen. Während des Falls konnten vier der sieben Besatzungsmitglieder auf das Deck springen und sich retten. Ein russischer Offizier, ein Ingenieur und ein Matrose blieben im Boot gefangen. Rund 45 Minuten später befreiten Rettungskräfte die drei aus einer Tiefe von rund 14 Metern. Sie wurden in eine Klinik gebracht, wo der Ingenieur und der Matrose starben. Nach Polizeiangaben sank das Boot vermutlich so schnell, weil die Flüchtenden die Luken offen gelassen hatten. «Sonst sind diese Boote ganz und gar dicht», sagte ein Sprecher der Wasserschutzpolizei. «Und die schießen ja immer fast senkrecht ins Wasser.»

Die 77 Meter lange «MS Forest», von der das Rettungsboot abstürzte, habe bereits seit eineinhalb Wochen im Emder Hafen gelegen. Es handele sich um ein russisches Schiff unter karibischer Flagge, hieß es. Es war mit Holz beladen auf dem Weg von Papenburg in die Türkei. Kurz vor Emden konnte es jedoch wegen eines Motorschadens nicht weiterfahren und wurde in den Hafen geschleppt. Dort legte die Seeberufsgenossenschaft die 15 Jahre alte «MS Forest» wegen zahlreicher Mängel still und verhängte Auflagen. Dazu gehörte unter anderem die Zwangsentsorgung von Öl, wie der Polizist erklärte. Er sagte: «Das Schiff war nicht so alt, aber machte einen ziemlich maroden Eindruck.» In der Vergangenheit hätten schon drei andere Häfen der «MS Forest» ein Auslaufverbot erteilt.

 

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